Mittwoch, 30. Mai 2007

Michel Foucault: Die Wahrheit und die juristischen Formen

Der Mangel des akademischen Marxismus
Versucht herauszufinden, wie die ökonomischen Lebensbedingungen ihren Ausdruck und Reflex im Bewusstsein der Menschen finden können.
Unterstellt, das menschliche Subjekt, das Erkenntnissubjekt und auch die Formen der Erkenntnis seien ein für alle Mal vorgegeben, so dass die ökonomischen, sozialen und politischen Lebensbedingungen sich in diesem vorgegebenen Subjekt nur noch niederschlagen oder sich darin einprägen könnten.
Soziale Praktiken erzeugen neue Objekte und neue Subjekte
F möchte nun zeigen, dass soziale Praktiken Wissensbereiche erzeugen, die nicht nur neue Objekte, neue Konzepte, neue Techniken hervorbringen, sondern auch gänzlich neue Formen von Subjekten und Erkenntnissubjekten. Auch das Erkenntnissubjekt hat eine Geschichte; auch die Beziehung zwischen Subjekt und Objekt, also die Wahrheit, hat eine Geschichte.
F möchte:

  1. zeigen, „wie im 19. Jh. ein bestimmtes Wissen über den Menschen aus den Praktiken der sozialen Kontrolle hervorgegangen ist. Dieses Wissen liess eine vollkommene neue Art von Erkenntnissubjekt entstehen. Die Geschichte der Wissensgebiete in ihrem Verhältnis zu den sozialen Praktiken, aber ohne den Primat eienes ein für alle Mal vorgegeben Erkenntnisubjekts.
  2. Diskursanalyse: die Diskursphänomene (alles, was man mit Sprache machen kann) nicht mehr nur unter sprachlichem Aspekt zu betrachten, sondern als Spiele, als games, als strategische Spiele aus Handlungen und Reaktionen, Fragen und Antworten, Beherrschungsversuchen und Ausweichmanövern, das heißt als Kampf.
    Der Diskurs ist jenes regelmäßi9ge Ensemble, das auf einer Ebene aus sprachlichen Phänomeme und auf einer anderen aus Polemik und Strategien besteht.
  3. Neufassung der Theorie des Subjekts.
    Vor zwei oder drei Jh. postulierte die westliche Phil. explizit oder implizit das Subjekt als die Grundlage oder den zentralen Kern jeglicher Erkenntnis, von dem her die Freihiet sich zeigte und sich entfaltete.
    Es wäre interessant zu klären, wie sich im Laufe der Geschichte ein Subjekt konstituiert, das nicht ein für alle Mal gegeben ist, das nicht diesen Kern bildet, von dem aus die Wahrheit Einzug in die Geschichte hält, sondern ein Subjekt, das sich innerhalb der Geschichte konstituiert, über einen Diskurs im Sinne eines Ensembles von Strategien, die Teil der sozialen Praktiken sind.

Zwei Geschichten der Wahrheit:

  1. Eine interne G der W
    Die G der W auf der Basis der Wissenschaftsgeschichte
  2. Eine externe G der W
    Es gibt in der Gesellschaft Orte, an denen Wahrheit entsteht und gewisse Spielregeln festgelegt werden – Spielregeln, die best. Formen von Subjektivität, bestimmte Objektbereiche und bestimmte Arten von Wissen entstehen lassen. Daraus ergibt sich die Möglichkeit einer anderen, externen Geschichte der Wahrheit.

Die juristischen Praktiken, also die Art und Weise, wie man über Schuld und Verantwortung unter den Menschen urteilte. Praktiken, die zwar geregelt, in der Geschichte aber auch ständig abgeändert wurden, scheinen eine der Formen zu sein, in denen unsere Gesellschaft Typen von Subjektivität definiert hat, Formen von Wissen und damit auch Beziehungen zwischen dem Menschen und der Wahrheit.
Die juristischen Formen und ihre Entwicklung im Strafrecht als Ursprung einer Reihe von Wahrheitsformen. Die so genannte „Enquete“ (Untersuchung) – wie sie die Philosophen des 15. bis 18. Jh durchführten, aber auch Geographen, Botaniker, Zoologen, Ökonomen – ist eine für unsere Gesellschaften recht typische Form von Wahrheit.
Wo hatte die Enquete ihren Ursprung?
Mitten im Mittelalter erscheint die E als Form der Wahrheitssuche im Gerichtsverfahren.
Um genau zu erfahren, wer was wann unter welchen Umständen getan hat, entwickedlte das Abendland die komplexen Techniken der E, die anschließend auch in den Wissenschaften und in der phil. Reflexion eingesetzt werden konnten.
Im 19. Jh. entwickelte man auf der Basis juristischer, gerichtlicher und strafrechtlicher Probleme recht eigentümliche Untersuchungsformen: das Examen. Aus diesen Untersuchungsformen gingen Soziologie, Psychologie, Psychopathologie, Kriminologie und Psychoanalyse hervor.
Diese neuen Untersuchungsformen sind in unmittelbarem Zusammenhang mit spezifischen Formen politischer und sozialer Kontrolle entstanden, die mit der Entwicklung der kapitalistischen Gesellschaft am Ende des 19. Jh. aufkamen.
Nietzsche
Die methodologischen Überlegungen führen zu ihm.
Bei ihm findet man einen Diskurs, der eine historische Analyse der Entstehung des Subjekts und einer bestimmten Art von Wissen, ohne dabei die vorgängige Existenz eines Erkenntnissubjektes vorauszusetzen.
„In einem abgelegenen Winkel des in zahllosen Sonnensystem flimmernd ausgegossenen Weltalls gab es einmal ein Gestirn, auf dem kluge Tiere das Erkennen erfanden. Es war die hochmütigste und verlogenste Minute der ‚Weltgeschichte‘.“
Von Erfindung spricht Nietzsche, wenn er nicht Ursprung sagen will.
Erfindung der Religion
Erfindung der Poesie
Erfindung der Ideale
Die Erfindung ist einerseits ein Bruch, andererseits etwas, das einen kleinen, engstirnigen, uneingestandenen Anfang besitzt. Der Erhabenheit des Ursprungs ist daher nach guter historischer Methode die unsägliche Kleinheit dieser Fabrikationen, dieser Erfindungen entgegenzusetzen.
Die Erkenntnis ist erfunden worden = sie ist kein Bestandteil der menschlichen Natur, nicht der älteste Trieb des Menschen; sie ist nicht keimhaft in seinem Verhalten, seinen Strebungen und Trieben.
Die Erkenntnis ist das Ergebnis der Konfrontation und der Verbindung des Kampfes und des Kompromisses zwischen den Trieben. Weil die Triebe aufeinanderstoßen, miteinander kämpfen und schließlich zu einem Kompromiss gelangen entsteht etwas. Und dieses Etwas ist die Erkenntnis. Sie gleicht dem Funken zwischen zwei Schwertern, der ja auch selbst nicht aus Eisen ist.
Es gibt keine vorgängige Übereinstimmung oder Affinität zwischen der Erkenntnis und den zu erkennenden Dingen. Das ist der große Bruch mit der Tradition der abendländischen Philosophie. „Der Gesamtcharakter der Welt ist Chaos, nicht im Sinne einer fehlenden Notwendigkeit, sondern der fehlenden Ordnung, Gliederung, Form, Schönheit, Weisheit.“, die Welt versucht keineswegs, den Menschen nachzuahmen; sie kennt keinerlei Gesetz. Die Erkenntnis hat mit dieser Welt zu kämpfen. Für die Natur ist es keineswegs natürlich, erkannt zu werden. Erkenntnis kann den zu erkennenden Dingen nur Gewalt antun.

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Aufbruch der Barbaren

Aus: Der Spiegel

Eine Spektakuläre Beutekunst-Ausstellung in Moskau zeigt erstmals den Goldschmuck der Merowinger – jener fränkischen Könige, die an der Schwelle von der Antike zum Mittelalter den Kontinent beherrschten. Die einzigartigen Altertümer stammen aus den „dunklen Jahrhunderten“, als die Germanen das Römische Recht zerschlugen.


Die Merowingerzeit ist die fundärmste Epoche in der Geschichte Europas.
Zwischen 482 bis 714 d.c. beherrschten diese Germanenkönige (die Ihre Herkunft von einem an der Rheinmündung hausenden Meeresungeheuer ableiteten) weite Teile des Kontinents.
Hierzulande werden die einzigartigen Prunkstücke nie zu sehen sein. Die deutsche Polizei wäre gehalten, die völkerrechtswidrig entwendeten Funde sofort zu beschlagnahmen. Nach der Haager Landkriegsverordnung von 1907, die es verbietet, im Krieg kulturelle Beute zu machen.
Die Zeit zwischen 450 und 750 nach Christus steckt voller ungelöster Fragen.
Warum trat das römische Imperium ab? 540 000 Legionäre hielt das Reich in der Spätantike unter Waffen.
Nach genau 1229 Jahren war es mit Roms Ewigkeit vorbei.
Der Zeitpunkt des Untergangs wird auf den 4. September 476 d.c. gelegt.
Ende des 5. Jahrhunderts war das Imperium bankrott.
„Persistent hammering“, nennt die US-Forschung jene ständigen Attacken, Nadelstiche und Überfälle, mit denen die Germanen weiter am Limes rüttelten. 548 km weit verlief der Grenzwall quer durch das spätere Deutschland. Es war ein hoher Palisadenzaun gespickt mit 900 Wachtürmen, die über ein Signalsystem aus Rauchzeichen und Blasinstrumenten verbunden waren.
410 drangen die Westgoten erstmals bis nach Rom vor.
Die Völkerflut, dieses paneuropäische Stoßen und Brechen, als das Altertum versank und Millionen Gierige und Verzweifelte auf den Beinen waren.
Weil unsere Vorfahren nur Runen ritzten, verzerrte sich alles zur Legende.
Der Wanderzug der Vandalen: von der Oder kommend, hatte dieser Stamm mit 80 Tausendschaften die Meerenge von Gibraltar überwunden, von wo aus er 439 nach Christus Karthago erstürmte. Wie konnte solch ein gigantisches kombiniertes See- und Landunternehmen gelingen?
Die „dark ages“
Die Franken spielten beim Untergang Roms eine zentrale Rolle. Trotz der engen Nachbarschaft sperrten sie sich gegen die Assimilierung. Dann schlugen sie zu.
Die germanischen Stämme besaßen ein – wenn auch lockeres – Wir-Gefühl und beriefen sich laut Tacitus sogar auf einen gemeinsamen biologischen Urahnen, den Urvater „Mannus“. Ihre Mundarten ähnelten sich, ebenso die Häuser und die Rechtsbräuche. „Feiglinge und Unzüchtige“ (Tacitus) versenkten sie im Sumpf. Moorleichen fand man von Holland bis hoch nach Schweden.
Innerhalb weniger Jahrhunderte gelang es den rückständigen und noch dem Schamanentum verhafteten Bewohner Nordeuropas, sich von agrarisch geprägten Erbsenpullern zu militärisch gestählten Weltherrschern aufzuschwingen..
Karl Marx: Gegen die brutale Klassengesellschaft des römischen Imperiums mit seinem Sklavensystem habe sich das freie germanische Bauerntum gestellt. Die Cäsaren seien unter die Räder des Fortschritts geraten.
Richtig ist: Die fränkischen Erben der Antike lebten von der Substanz wie weiland Erich Honecker und die DDR.
Ihren Schmuck ließen sie aus Ostrom herbeischaffen oder von gallorömischen Handwerkern herstellen.
Faul quartierten sich die Eroberer in den mächtigen Ruinen Roms ein. Als die endgültig zerfielen, zogen sie – überspitzt formuliert – wieder ins Zelt um.
Im römischen Köln lebten etwa 25 000 Menschen, nach dem Kollaps hätten dort nur noch „einige hundert Franken in Holzbauten und Grubenhäusern“ gewohnt.
Wirtschaftlich: Gewaltige Domänen und Latifundien zogen sich einst durch die Nordprovinzen. Großgrundbesitzer bauten dort mit Sklavenarbeit Wein und Getreide an. Als die Franken das Gebiet eroberten, streuten sie Gerste in kleinparzellierte Äcker. Die antiken LPG verfielen.
Fiskalisch: Um 670 d.c. stellte Europa die Prägung von Goldmünzen ein (Rückkehr zur Tauschwirtschaft).
Bildung: um 500 d.c. schlossen in Gallien die letzten Schulen für Grammatik (vergleichbar der modernen Grundschulen) und Rhetorik (Gymnasium).
Um die enormen Umbrüche der Zeit richtig zu erfassen, darf nicht vergessen werden, dass der spätantike Weltstaat Rom bereits weitgehend christianisiert war. Immer mehr Staatsdiener, vor allem aus den gebildeten Schichten, wechselten in die Obhut der Kirche. Bis an die Grenze zum germanischen Urwald erhoben sich die Kreuze.
Bei den Barbaren stieß der Jesus-Glaube, die Religion der Nächstenliebe, anfangs auf Unverständnis. Ihr Pantheon bestand aus dunklen Schicksalsmächten.
Ein ungeheurer Strudel der Gewalt entstand damals. Jeder Stamm sei „durch und durch militarisiert“ worden, er wurde selbst zu einer Armee.
Die Franken waren es, die den Römern den Todesstoß versetzten. Anders als die Reiche der Westgoten, Burgunden oder Vandalen, die kaum erschaffen, wieder zu Staub zerfielen, hatte ihr neues Machtgebilde Bestand. Es war die Keimzelle zweier Nationen: Frankreich und Deutschland.
Geographische Wurzeln der Franken: die seltsame Ethnie (die der Stadt Frankfurt ebenso den Namen gab wie den Franzosen oder der bayerischen Landschaft Franken) lebte ursprünglich am östlichen Ufer des Niederrheins.
Bereits Cäsar hatte um 50 a.c. den Strom überschritten und germanischen Boden betreten. „Neun Monate Winter und kein Sommer“, murrte er, als er das miserable Klima erlebte, und zog wieder ab.
Zu der Zeit lebten in dem Gebiet mehrere Kleinstämme. Das Anrücken der kulturellen Supermacht Roms stieß im nordischen Dickicht bis zum Rheinufer offenbar eine fulminante Ethnogenese. Es bildeten sich Großstämme. Die in Weilern und Dörfern verstreut lebenden Sippen stellten ihre wehrfähigen Männer ab, die Lust auf Abenteuer hatten. Diese verbanden sich zu regionalen Großorden und unterstellten sich einem Führer. So entstand eine Art Guerilla, eine Urwald-Armee. Die Schlagkraft der Feinde war damit deutlich erhöht. Die Sachsen benannten sich nach einem einschneidigen Haumesser; dem „Sachs“. Die Alemannen waren einfach alle kriegstüchtigen Männer. Im Begriff Franke steckt das germanische Wort preg, was frech, kühn, frei bedeutet.
Die so gebildeten größeren Aktionseinheiten hatten ein klares Ziel. Sie wollten Beute machen. Jenseits des Limes lag ein Paradies.
Im Jahre 258 d.c. wagten die Franken den Angriff. Geschwächt durch innenpolitischen Zwist und einen Teilabzug der Legionen, lag Roms nördliche Flanke frei. Den Barbaren gelang der Durchbruch. Noch aber griff die pax romana. Ganze Germanendörfer wurden nach Gallien deportiert. Zugleich spielte Rom die diplomatische Geige. Den nordischen Häuptlinge wurden Jobs beim Militär angeboten. Ihre Truppenführer erhielten Zugang zu hohen Kommandostellen.
Im 4. Jh. Dienten Franken in der gallischen Elite-Armee. Kurz vor dem Kollaps Roms waren sie in Generalstränge aufgestiegen und sogar Oberbefehlshaber des Reichsheers. Rom erschlaffte, es war müde geworden. Das Kämpfen überließ man gern anderen.
Der Plan, Pufferzonen zu bilden und Grenzreservate, gefüllt mit „Föderaten“, ging nicht auf. Die in Sold genommenen fränkischen Soldaten hielten engen Kontakt zu ihren Brüdern von jenseits des Rheins.
355 d.c. gelang es den Franken erstmals, die befestigte Stadtmauer von Köln zu erklimmen.
Die Angriffe gehen auf eine „missglückte Einbürgerung der Germanen“ zurück.
Die desolate Lage im 4. und 5. Jh. Hat aber auch demographische Gründe. Während Rom bereits Geburtenkontrolle aus Schweinedarm betrieb, vermehrten sich die Fremden von jenseits des Rheins stetig.“ Gebärmutter der Völker“ wurde der Norden genannt. Der Limes wirkte wie ein künstlicher Riegel, vor dem ein Bevölkerungsstau entstand.
Um 360 d.c. preschte erstmals ein ganzer Teilstamm über den Limes. Die vor Xanten siedelnden Salfranken drangen zur Schelde vor. Das römische Heer stoppte den Menschenpulk zwar. Doch wohin mit ihm? Man wies den Leuten Land in einem morastigen Gebiet in Südholland zu, Toxandrien genannt. In der Nähe wurde später Chlodwig geboren.
In einer kalten Silvesternacht 406 d.c., der Rhein war zugefroren, spazierten ganze über das Eis. Zu Zehntausenden drangen ostgermanische Vandalen und Sueben mit Ochsenkarren nach Westen vor. „Ganz Gallien rauchte als einziger Scheiterhaufen“, notierte ein Chronist.
Zwar versuchte die schwer angeschlagene Weltmacht, auch diese Stammes armeen noch zu bändigen. Man teilte ihnen Land und verpflichtete sie zum Militärdienst. Doch die ins Reich hineingebrandeten Großgruppen gehorchten nicht mehr richtig. Um 450 d.c. hatten sich in dem weiten Imperium germanische Machtzentren abgekapselt.
Als der Kaiser die Soldzahlungen fürs Militär einstellte, gingen auch die letzten Getreuen von der Fahne.
Eben noch Generäle in römischen Diensten, riefen sich die fränkischen Militärs nun zu Königen aus.
Das war die Stunde null in Europa. Das Mittelalter begann.
Der Kontinent war zum wüsten Machtvakuum verkommen, ein umgefallener Riese.
Chlodwig bediente sich am energischsten aus dieser Konkursmasse. Der Vater hatte noch als bezahlter Barbar von Roms Gnaden gedient, der Spross schwang sich nun selber zum Boss auf.
Mit Ochsenkarren drangen die Franken bis tief nach Gallien vor.
Zwischen 508 und 511 d.c. ließ Chlodwig die „Lex salica“ aufschreiben. Das fränkische Rechtsbuch diente vorrangig einem Zweck: Es wollte in Mordfällen verhindern, dass Blutfehden ausbrachen. Jeder Täter musste deshalb ein „Wergeld“ an die Hinterbliebenen zahlen.
Staffelung der Geldstrafen
Frönten die Merowingerkönige der Vielweiberei. Die so gezeugten Söhne waren allesamt erbberechtigt. Die Franken glaubten an die „Geblütsheiligkeit“ des eigenen Geschlechts. Also mordete die Sippe, um die Macht nicht zu zersplittern.
Erst die Karoliger, Karl der Große, stoppte den Verfall des Abendlandes.
Die Ressentiments der Deutschen lassen sich als narzisstische Kränkung erklären. Die germanischen Stämme, die bis nach Paris vorgestürmt waren, vergaßen am Ende ihre Verwandten vom Rhein.
Zum Schluss griff der Assimilierungsdruck der Bevölkerungsmehrheit in Gallien nämlich doch. In den Kontaktzonen gingen die Einwanderer im Laufe der Zeit eine kulturelle Synthese ein. Sie legten die rauen Bräuche ab.
Das gilt auch für die Mundart. Die Neueinsiedler sprachen anfangs Altfränkisch, die alten Einwohner Vulgärlatein. Innerhalb von 500 Jahren entstand so eine neue Sprache, das Altfranzösische. Mit diesem Schritt spaltete sich das Frankenvolk in Ost und West – und in zwei Zungen.